„Guten Tag, ich bin von der Polizei. Wir haben bei Festnahme eines Einbrechers eine Adressenliste gefunden. Auch Ihr Name ist dabei.“
Dieser Einstieg gehört zu den neuesten Methoden, die überraschten Angerufenen über persönliche und vor allem finanzielle Verhältnisse auszufragen. Sind die Betrüger erfolgreich, werden die Angerufenen überredet, zu ihrer eigenen Sicherheit Wertgegenstände und Vermögen an die vermeintlichen Polizisten auszuhändigen.
Die Wohnberatungsstelle der Paritätischen Sozialdienste lud deshalb im April 2017 Remigius Kraus vom Referat Prävention des Polizeipräsidiums Karlsruhe ein. Ein Vortrag, der an Aktualität nicht verloren hat.
Remigius Kraus nannte als Eröffnung zu seinem Vortrag „Tricks und Betrügereien an der Haustüre und unterwegs“ weitere typische Versuche, in Wohnungen zu gelangen:
Der „neue Zeitungsträger“, der Daten aktualisieren müsse, die „neuen Pflegekräfte“, die ab morgen kommen, der freundliche „Mitarbeiter von der Bank“, der zwei Tage nach dem runden Geburtstag mit einem Blumenstrauß gratuliert. Um Hilfe wird gebeten, z.B. um ein Glas Wasser, die Benutzung der Toilette, einen Kugelschreiber für eine Nachricht an Nachbarn. Da klingelt der vermeintliche Mitarbeiter der Stadtwerke, der Feuerwehr oder des Telekommunikationsunternehmens, um den Wasserdruck nach einem Wasserschaden in der Straße zu testen, die Rauchmelder zu überprüfen oder die Umstellung des Fernsehanschlusses zu überprüfen.
Sinn und Zweck dieser Besuche: Das Auskundschaften der Wohnung und der schnelle Griff zu aufbewahrten Wertsachen und Bargeld. „Es gibt keine ‚sicheren Verstecke‘ für Bargeld oder Schmuck! Gehen Sie davon aus, dass Diebe und Einbrecher alle ‚sicheren Verstecke‘ kennen.“
Über‘s Ohr gehauen wird auch bei Versuchen, Billigstware oder schlechte Dienstleistung zu einem „super Preis“ bei einer „super Gelegenheit“ zu verkaufen. Messersets oder Armbanduhren werden „günstig“ angeboten – gerne auch auf öffentlichen Parkplätzen. Hinterher erweisen sich die immer noch teuren „Schnäppchen“ als unbrauchbarer Ramsch. Ohne Kaufvertrag, ohne Rückgabemöglichkeit. Hauseigentümern werden Schäden am Dach vorgegaukelt, dringend zu reparieren! Da die Handwerker gerade in der Straße sind: ohne Anfahrtskosten! Die Geschichte entwickelt sich zu einer teuren Reparatur, unprofessionell ausgeführt.
„Sie glauben nicht, wie schnell man doch reinfällt.“ Die Betrüger sind smart und freundlich – und will man denn immer unhöflich und misstrauisch sein?
Remigius Kraus rät: „Wer an Ihrer Tür klingelt, bleibt erst einmal draußen.“ Durch die Gegensprechanlage, den Türspion oder das Fenster immer schauen, wer überhaupt rein möchte. Ein Glas Wasser oder einen Zettel lässt sich auch mit Sperrriegel oder Schließkette nach außen reichen. Und wer ist schon eine öffentliche Toilette? Bei angeblichen Firmen-Mitarbeitern die Telefonnummer dieser Firma im Telefonbuch nachschauen und dort anrufen, bevor die Türe geöffnet wird. Keinesfalls eine Nummer, die von diesen „Mitarbeitern“ genannt wird, benutzen – denn diese ist fingiert.
Und wenn auf der Straße gefragt wird, ob man nicht zwei Euro wechseln könne? „Nehmen Sie besser ein bisschen Kleingeld in Ihre Jackentasche.“ So lässt sich einfach Geld wechseln, einem obdachlosen Menschen etwas in den Hut werfen, eine Brezel kaufen, ohne das Portemonnaie zücken zu müssen.
Die gute Stunde, die Herr Kraus die Besucher*innen informierte, war so kompakt gefüllt mit Beispielen, Verhaltenstipps und Hinweisen, dass sich Seiten füllen ließen. Wo immer auch Sie entdecken, dass er einen Vortrag hält: Der Besuch lohnt sich!