Zeit-schenk-Geschichten:
Die Geburt eines Kindes stellt das Leben komplett auf den Kopf
Frau Dogan ist Ende 30, Logopädin, verheiratet und hat 2 Söhne (4 und 8 Jahre alt). Seit zwei Jahren ist sie bei wellcome – Praktische Hilfe nach der Geburt ehrenamtlich tätig. Sie erzählt:
Ich bin bei wellcome ehrenamtlich tätig und war bisher in 2 Familien.
Die Tagesmutter meines älteren Sohnes war damals eine Ehrenamtliche bei wellcome. Sie betreute 3 Vormittage in der Woche Tageskinder und an 2 Vormittagen besuchte sie eine Familie mit einem Neugeborenen. Sie erzählte mir davon und ich war sofort begeistert von dem Konzept. Ich hätte mir rückblickend gut vorstellen können, dass meine Tagesmutter mich damals im Wochenbett sowohl durch Gespräche als auch durch praktische Hilfe unterstützt und entlastet hätte. Das hätte mir sicher gut getan.
Ich nahm mir damals vor, mich genauer über wellcome zu informieren und behielt im Hinterkopf, dass ich eines Tages auch diese Tätigkeit ausführen werde.
Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass die Geburt eines Kindes das Leben insbesondere der Mutter komplett auf den Kopf stellt. Während ich zuvor gearbeitet habe, meine Freizeit mit meinem Mann und/oder Freunden frei und spontan verbrachte, mich selbstbestimmt und unabhängig gefühlt habe, habe ich nach der Geburt viel Zeit alleine mit dem Baby in der Wohnung verbracht und mich komplett auf die Bedürfnisse meines Baby eingestellt. Viele Infos und Ratschläge aus dem Internet und dem Umfeld prasselten auf mich ein, ich musste erst mal meinen Weg als Mutter finden. Und was ich zuvor unterschätzt hatte, war diese immense Verantwortung für dieses kleine Wesen und die tiefe Liebe und Verbundenheit, die ich empfand.
Daher sehe ich die erste Zeit nach einer Geburt als eine sehr sensible Phase mit vielen neuen Herausforderungen. Hier Unterstützung und Begleitung zu erfahren ist sinnvoll. Gerade zu Beginn des Lebens ist es wichtig, dass sich der kleine Mensch sicher umsorgt und geliebt fühlt, um ein Urvertrauen in die Welt zu entwickeln.
Ich bin davon überzeugt, dass eine Mutter, die Zeit dafür hat, sich um sich selbst zu kümmern und ihre Akkus aufzuladen, entspannter und liebevoller mit ihrem Kind umgehen kann.
Für mich ist es ein besonderes Erlebnis ein Neugeborenes herumzutragen, bis es einschläft und dann schlafend im Arm zu halten. Wie das Baby sich vollkommen fallen lässt und sich vertrauensvoll der Schwerkraft hingibt, seinen Atem und Ruhe zu spüren, wirkt auf mich tiefenentspannend und friedvoll.
Es ist auch spannend, wie sich in der kurzen Zeit der Begleitung eine Beziehung zwischen mir und dem Kind aufbaut. Es zeigt, dass es mich erkennt, unser Umgang wird eingespielter und vertrauter.
Und jede Woche hat sich wieder etwas verändert, die Entwicklung ist so unheimlich schnell und sichtbar in diesem Alter.
Zusätzlich empfinde ich es als Ehre, in eine Familie hinein kommen zu dürfen, in der gerade ein Umbruch herrscht und jedes Familienmitglied in seine neue Rolle wachsen muss und besonders die Mutter unsicher und verletzlich ist.
Was mich jedes Mal überrascht hat war, wieviel Vertrauen mir die Mütter entgegenbrachten.
Die Herausforderung für mich ist es, meine Grenzen einzuschätzen. Am liebsten würde ich viel mehr Zeit in diese Tätigkeit stecken und sie viel regelmäßiger ausführen. Aber ich bin auch eingebunden in meine eigene Familie und meine Arbeit und da besteht ein Risiko, sich zu übernehmen.
Ich denke, als Ehrenamtliche/r sollte man offen, neugierig und ohne Erwartungen in eine Familie gehen. Man sollte Erfahrung und viel Freude im Umgang mit Babys mitbringen. Ich halte es für wichtig, sich unvoreingenommen auf die Familie mit ihren Eigenheiten einzustimmen und sich gemeinsam zu überlegen, welche Art der Unterstützung gerade passend ist.
Andere Menschen reagieren durchweg positiv, wenn ich von meinem Ehrenamt erzähle. Sie fragen interessiert nach und viele Mütter sagen, dass sie sich damals auch Unterstützung gewünscht hätten. Meistens erzählen die Leute dann auch, auf welche Weise sie sich gesellschaftlich oder sozial engagieren und welches Thema ihnen besonders am Herzen liegt. Ich finde es erstaunlich und bemerkenswert, wie viele Menschen sich aktiv für andere Menschen, Tierschutz oder Umweltschutz einsetzen.
Ich wünsche mir von den Paritätischen Sozialdiensten, dass sie mir den Rücken stärken und ich mich mit meinen Fragen und Anliegen jederzeit an sie wenden kann. Und das habe ich auch so erlebt.
Interessieren Sie sich für ein Ehrenamt bei wellcome? Nehmen Sie gern Kontakt zu Claudia Brümmer, der wellcome-Koordinatorin, auf.