So war das nicht gedacht gewesen. Um’s Hardtwaldzentrum zeigt sich das Frühjahr mit aller Macht – und kaum ein Mensch sieht es. Denn es ist ruhig geworden – die Kinderhäuser nur mit Notgruppen, Gruppenaktivitäten wie „Alt und Jung – Hand in Hand“ oder Treffen von Selbsthilfegruppen abgesagt, Beratungsangebote auf E-Mail und Telefon umgestellt, keine Besprechungen, keine Veranstaltungen.
Nun. Wir haben letztes Jahr mit den Buddelein um’s Hardtwaldzentrum nicht nur für die Insekten, die Vögel und Eichhörnchen begonnen, sondern auch für uns. Und wenn aufgrund der aktuellen Lage die Menschen nicht zum Hardtwaldzentrum kommen, dann kommt das Hardtwaldzentrum dann halt per Foto zu ihnen.
Am Auffälligsten sind zur Zeit wohl die leuchtend gelben, sogar duftenden Wilden Tulpen, Tulipa sylvestris – siehe Titelbild.
Sie ist die einzige Tulpenart, die in Deutschland wild vorkommt. Viele kennen sie aus den Weinbergen, weshalb sie auch Weinberg-Tulpe genannt wird. Wenn sie sich wohl fühlt, verbreitet sie sich gerne. Dazu braucht sie offenen, durchlässigen Boden und eine sehr sonnige Lage. Im Gegensatz zu den gezüchteten Tulpenarten bietet diese Wildtulpe auch eine frühe Nektar- und Pollenquelle für Wild- und Honigbienen, z.B. für die Gehörnte Mauerbiene (Osmia cornuta), eine der sehr früh im Jahr fliegenden Wildbienenarten.
Nachdem die Krokus- und Schneeglöckchenblüte schon vorbei ist, finden sich überall verteilt die im Herbst ebenfalls gesteckten Weinbergs-Traubenhyazinthen, Muscari neglectum. Sie war in Baden-Württemberg vor allem in den Weinbaugebieten zu finden, z.B. im Kraichgau und im südlichen Oberrheingebiet. Aber auch sie ist wie die Weinberg-Tulpe vom Aussterben bedroht. Auffallend bei den Weinbergs-Traubenhyazinthen ist die schwarzblaue Färbung der Blüten – dunkler als bei den sonst in Gärten häufig gesteckten Arten.
Dass dieser Winter wieder ein milder war, zeigt sich an dieser einzelnen Kornblume, Centaurea cyanus. Sie ist einjährig, das Exemplar hat den Winter gut überstanden und beschlossen, jetzt schon zu blühen. Bestäubt werden Kornblumen von Wild- und Honigbienen, Schwebfliegen und Tagfaltern. Die Sämlinge haben etwas Gras-ähnliches, also Augen auf beim vermeindlichen „Unkrautrupfen“!
Gut angewachsen und bereit zur Vermehrung ist auch die Färber-Hundskamille, Anthemis tinctoria. Sie wird ab Frühsommer sehr lange blühen – viele gelbe Körbchenblüten bieten ihren Pollen für die Bienen. Wie sowohl der deutsche als auch der botanische Name beschreibt, wurde sie früher zum Färben von Stoffen verwendet. Sie ist zwei-, manchmal auch mehrjährig und samt sich gerne aus. Da sie nährstoffarmen, trockenen Boden mag, ist sie hier sehr gut aufgehoben.
Wir haben letztes Jahr überall Hügel(chen) angelegt – z.T. aus dem Aushub für die Wildblumensäume und Beete, z.T. aus Mulch und dünnem Reisig. Sie sollen nicht nur die langweilige platte Bodenstruktur durchbrechen, durch unterschiedlichen Ebenen entstehen auch unterschiedliche Kleinklimata. Da gibt es sonnigere und schattigere, windabgewandte und dem Wind ausgesetzte Bereiche und somit auch kleine Temperaturunterschiede. Die Hügelchen wurden vereinzelt bepflanzt, ansonsten darf sich entwickeln, was sich selbst aussät (OK, unter Aufsicht…). Hier hat sich z.B. das von uns gepflanzte Wohlriechende Veilchen, Viola odorata, bereits weiter verbreitet und Gesellschaft vom Behaarten Schaumkraut, Cardamine hirsuta, bekommen. Dieses vermehrt sich im wahrsten Sinne des Wortes explosionsartig – die Samen springen über einen Meter weit. „Saftdruckstreuer“ nennt sich dieser Mechanismus. Die Pflanze ist essbar, inklusive Blüten und Samen und schmeckt kresseartig. Wer also eine würzige Salatbeilage sucht, wird hier reichlich fündig.
Wichtig für unsere stark bedrohten Wildbienen ist, dass sie offene Bereiche für das Anlegen ihrer Nistgänge finden. Ca. 70% unserer heimischen Wildbienenarten sind Bodenbrüter! Aufgestellte Nisthilfen erreichen also nur wenige Arten. Der am Hardtwaldzentrum eher sandige Boden kommt den Bodenbrütern gut entgegen.
Hummeln – die übrigens auch zu den Wildbienen zählen – suchen sich hingegen gerne Mauslöcher oder andere gut geschützte Verstecke. Dieser Totholzhaufen wurde sehr lange von einer Hummelkönigin inspiziert, ob er nicht eine Möglichkeit für einen Hummelbau bietet.
Typische Frühblüher sind die Gänseblümchen, Bellis perennis, und die Gefleckte Taubnessel, Lamium maculatum. Diese ist nicht nur eine gute Bienenweide und Futterpflanze für Schmetterlinge, Hummeln und Käfer – die jungen Pflanzen sind auch für uns genießbar. Wer sich eine Weile zu den Taubnesseln setzt, kann jetzt schon einige Wildbienen entdecken – unter anderem die größte unserer heimischen Wildbienenarten, die Blaue Holzbiene, Xylocopa violacea. Also: Nicht gleich den Rasenmäher zücken, sondern einfach mal Gras und Kräuter ein bisschen wachsen und blühen lassen, die Insekten danken es Ihnen!
Da die gemeinschaftlichen Buddeleien nicht stattfinden können, geht es mit der weiteren Umgestaltung nur langsam voran. Vereinzelt legen aber die Kolleginnen und Ehrenamtliche hier und da Hand an – es gibt also auch weiterhin immer mal was Neues zu sehen!
Kontakt und Info:
Susanne Butz, Servicestelle für ehrenamtliches und soziales Engagement, Tel. 0721 91230-34, gfd@paritaet-ka.de.