Herzlichen Dank an die Karlsruher Physiotherapeutin Marion Brand, dass sie uns folgenden Beitrag zur Verfügung stellt:
„Gäbe es ein Medikament, das die gleiche Wirkung auf die menschliche Gesundheit hätte wie Bewegung, wäre es wahrscheinlich das wertvollste Medikament, das jemals entwickelt wurde.“
Mark Tarnopolsky, Neurowissenschaftler, 2016 im Times Magazine (https://time.com/4475628/the-new-science-of-exercise/).
Zu Beginn stellt sich die Frage:
Wie entsteht Bewegung? Was brauchen wir dazu?
Wir brauchen unsere Muskeln und damit diese arbeiten, ein Zusammenspiel aus Gehirn, Nerven mit ihren Leitungsbahnen und intakten bzw. kräftigen Muskeln.
Welche Art von Bewegung?
Die Freude, der Spaß an der Bewegung sollte immer im Vordergrund stehen. Schon morgens im Bett können wir mit Bewegung den Tag beginnen: Räkeln und strecken, Finger und Füße bewegen, tief Atmen und schon fängt der Tag ganz anders an.
Ein Spaziergang ist keine Meisterleistung, tut aber Körper und Seele unglaublich gut. In guter Gesellschaft gewinnt man diesem Ausflug in die Natur noch mehr ab. Gemeinsam hüpfen, ein wenig klettern und herumalbern befreit und lässt Alltagssorgen in den Hintergrund rücken. Selbst kleine Ballspiele mit dem Hund bringen Abwechslung. Zudem: Spazieren gehen ist für jede Altersgruppe möglich! Auch untrainierte Menschen erreichen damit etwas für ihren Körper.
Wer es anspruchsvoller mag, kann gezielte Wanderungen unternehmen oder richtig trainieren. Von Schwimmen über Ausdauersport bis hin zu Mannschaftssport ist alles möglich.
Fängt man als völlig Untrainierter mit irgendeiner Art von Bewegung oder gar Sport an, sollte man sich kleine Etappenziele vornehmen. Zu Beginn z.B. eine kurze Wegstrecke wählen, die man zu Fuß oder per Rad zurücklegen will. Diese Wegstrecke wird dann von Mal zu Mal gesteigert.
Was passiert, wenn wir uns zu wenig bewegen?
Zu wenig an Bewegung führt zu gravierenden negativen Folgen. Haltungsschäden, Übergewicht und chronische Krankheiten finden ihren Nährboden. Dies fängt schon im Kindesalter an, sodass es immer wichtiger wird, sich schon von klein auf ausreichend und vielseitig zu bewegen. Bewegung trägt nicht nur zur psychischen Gesundheit bei, sondern auch zur mentalen Ausgeglichenheit, Aufnahmefähigkeit und kognitiven Leistungsfähigkeit. So hilft uns Bewegung nicht nur im Alltag, sondern auch beim Lernen, in der Schule/im Beruf/im Rentendasein.
Auch bei Arthrose, Depressionen, Wirbelsäulenbeschwerden, Parkinson, Diabetes, Übergewicht, Demenz, anderen chronischen Erkrankungen ist Bewegung das Mittel der Wahl. Schmerzen werden positiv beeinflusst, reduziert oder sogar eliminiert.
„Rheuma auf der Flucht“
Diese Skulptur habe ich 2020 bei einer Wanderung mitten im Wald bei Herrenwies/Sand entdeckt. „Rheuma auf der Flucht“, der Titel hat mich inspiriert, dieses Bild anzufügen. Flucht, Fliehen bedeutet Bewegung und diese ist speziell auch bei Rheuma Schmerz reduzierend. So kann man durch Bewegung der Krankheit entfliehen.
Daher, bleiben Sie in Bewegung und animieren Sie andere, dies auch zu tun. Und zwar schon von Kindesbeinen an!
Ein paar Tipps für ein bewegtes Leben im Alltag:
- Für kleine Besorgungen oder den Weg zur Arbeit zu Fuß oder mit dem Fahrrad zurücklegen. Wenn es ohne Auto nicht geht, ein paar Straßen weiter weg parken und auf dem Fußweg die frische Luft genießen.
- 1 oder 2 Haltestellen vor dem Ziel aussteigen und den restlichen Weg zu Fuß zurücklegen.
- Stetig wiederkehrende Tätigkeiten wie z.B. Zähne putzen, Warten an einer Haltestelle/an einem Marktstand, Hände waschen… mit Bewegung kombinieren wie z.B. Zehenhochstand, Einbeinstand, Hände kreisen, Grimassieren, …
- Bewegungsspiele mit den Kindern/Enkelkindern („Himmel und Hölle“, Gummi-/Seilhüpfen, Ball spielen, „Reise nach Jerusalem“, Tischtennis spielen, …)
- Treppe anstatt Fahrstuhl – und sei es nur für ein oder zwei Stockwerke. Den Rest kann man immer noch mit dem Aufzug zurücklegen.
- Mit einem Schreibtisch-Aufsatz wird der Arbeitsplatz zu einem ergonomischen „standing desk“ und man kann in Bewegung sein.
- Beim Telefonieren umhergehen.
- Warum ein Meeting nicht mal im Gehen abhalten?
- Die Mittagspause für einen Spaziergang nutzen.
- Mit Freunden zum Sport verabreden, anstatt zum Kaffee oder Barbesuch (Kompromissvorschlag: erst nach dem Sport gemeinsam etwas essen oder trinken gehen).
Zum Schluss noch ein paar Tipps, wo man sich Anregungen holen kann:
- „Bewegte Apotheke“ (→ www.karlsruhe.de/bildung-soziales/gesundheit/gesund-aelter-werden/bewegte-apotheke)
- „In Schwung im Alter“ – Angebote in den Stadtteilen (→ www.sportkreis-karlsruhe.de/InSchwung/imAlter/
- Sportvereine, Wandergruppen, z.B. auch über Ortsgruppen
- „Die Bewegungspackung“ mit Übungen, die leicht in den Alltag integrierbar sind (→ www.aelter-werden-in-balance.de/bewegungspackung)
Marion Brand, Sport- und Gymnastiklehrerin mit Schwerpunkt Bewegungs- und Sporttherapie, Krankengymnastin
Der Karlsruher Hausbesuch ist ein Modellprojekt der Stadt Karlsruhe. Bis Ende 2023 erhalten Karlsruher*innen ausgewählter Stadtteile zum 75., 80. oder 85. Geburtstag das Angebot eines kostenlosen Beratungsbesuchs. In der Reihe „Aktuelles vom Karlsruher Hausbesuch“ stellen wir Veranstaltungen und Angebote aus den beteiligten Stadtteilen vor sowie Informationen zu verschiedenen Themen des Alters.
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