„Wenn ich es zu Hause nicht mehr schaffe, geh ich ins Betreute Wohnen“ – ein Satz, der beim Karlsruher Hausbesuch häufig fällt.
Viele verbinden mit „Betreutem Wohnen“ jedoch falsche Vorstellungen. Der Begriff „Betreutes Wohnen“ lässt vermuten: Hier wird sich um mich gekümmert, wenn ich meinen Alltag nicht mehr alleine regeln kann. Ein „Pflegeheim light“ sozusagen.
So ist es allerdings nicht! Besser bildet der Begriff „Wohnen mit Service“ ab, worum es geht: Sie wohnen so selbständig wie bisher und genießen einen kleinen, zusätzlichen Service, der Ihnen Sicherheit gibt.
Die Wohnung
Sie wohnen in einer Wohnanlage, deren Wohnungen barrierearm sind. Nicht immer sind sie auch rollstuhlgerecht! Jede Wohnung ist für sich abgeschlossen, wie in jedem anderen Mietshaus. Sie sind Mieterin / Mieter und sind für Ihren Haushalt und für Ihre Versorgung selbst zuständig.
Wohnungsgrößen und Miethöhen unterscheiden sich sehr – häufig sind die Wohnungen eher kleiner. Aber auch wer es gerne komfortabel und großzügig mag, kann ein passendes Angebot finden, die entsprechende finanzielle Grundlage vorausgesetzt.
Es wird Ihnen ein Grundservice angeboten, den Sie zusätzlich zu Ihrem Mietverhältnis abschließen müssen. Bei Bedarf können Sie weitere Leistungen aus einem Wahlservice hinzukaufen.
Der Grundservice
In der Regel gibt es einen Hausmeister für die allgemeine Haustechnik und einen Reinigungsdienst für die Flächen außerhalb Ihrer Wohnung. Eine Ansprechperson steht zu bestimmten Zeiten zur Verfügung. Auch ein Notrufsystem oder eine Form eines „Wohlaufsystems“ ist vorhanden: Sie signalisieren täglich, dass es Ihnen gut geht. Z. B. drehen Sie ein Schild an ihrer Wohnungstüre morgens bis zu einer bestimmten Zeit um. Den Bewohner*innen steht ein Gemeinschaftsraum zur Verfügung, in dem Sie sich mit anderen treffen können oder in dem Veranstaltungen stattfinden.
Was genau im Grundservice enthalten ist, unterscheidet sich von Anbieter zu Anbieter.
Für diesen Grundservice bezahlen Sie eine monatliche Pauschale. Diese muss immer bezahlt werden, auch wenn Sie manche Leistungen daraus nicht in Anspruch nehmen. Je umfangreicher die Leistungen, desto höher die Pauschale.
Der Wahlservice/Wahlleistungen
Viele Häuser bieten weitere Leistungen an, zum Teil in Zusammenarbeit mit anderen Anbietern. Das kann Hilfe im Haushalt sein oder beim Einkauf, die Versorgung durch einen Ambulanten Pflegedienst, eine Cafeteria oder ein Mittagstischangebot, Hilfe bei vorübergehender Krankheit. Auch hier unterscheiden sich die Leistungen und die dafür entstehenden Kosten zwischen den Anbietern.
Die zusätzlichen Leistungen werden nur abgerechnet, wenn Sie sie in Anspruch nehmen. Fragen Sie beim Anbieter nach, ob/welche Leistungen bei vorhandenem Pflegegrad direkt mit der Pflegekasse abgerechnet werden können.
Kriterien für die Bewerbung
Voraussetzungen und Ausschlusskriterien
Manche Anbieter legen Kriterien für die Bewerbung fest. Z. B. ein Mindestalter von 60 Jahren. Oder dass Sie beim Einzug noch keinen Pflegegrad haben dürfen – kommt im Laufe des Wohnens eine Pflegebedürftigkeit hinzu, bleibt der Mietvertrag natürlich bestehen. Manche Anbieter schließen bestimmte Erkrankungen aus.
Wohnberechtigungsschein
Manche Wohnanlagen entstanden mithilfe der sozialen Wohnraumförderung. Solche Wohnungen stehen ausschließlich Menschen mit geringem Einkommen zur Verfügung. Den Wohnberechtigungsschein für eine solche Wohnung beantragen Sie bei der Gemeinde. In Karlsruhe ist dafür das Liegenschaftsamt zuständig.
Sie beziehen Grundsicherung im Alter?
Klären Sie mit Ihrer Sachbearbeiterin / Ihrem Sachbearbeiter, dass Sie in’s Wohnen mit Service/Betreute Wohnen umziehen möchten. Denn die Übernahme der Mietkosten und der Pauschale für den Grundservice muss zuerst bewilligt werden! In der Regel legen Sie den Mietvertrag und die Auflistung, was in der Pauschale enthalten ist, vor. Erst nach der Bewilligung sollten Sie den Mietvertrag unterschreiben.
Ihre persönlichen Kriterien
Schauen Sie sich nicht nur die Wohnanlage und die Wohnung selbst an. Auch die nähere Umgebung wird für Sie wichtig werden! Es ist möglich, dass Sie mit zunehmendem Alter nicht mehr so mobil sind. Dann freuen Sie sich, wenn Sie Vieles ganz in der Nähe haben: Einkaufsmöglichkeiten, gute ärztliche Versorgung, Anbindung an den Öffentlichen Nahverkehr sowie Treffpunkte und Möglichkeiten zur sozialen Kontaktpflege.
Manche Wohnanlagen sind unter einem Dach mit einer Pflegeeinrichtung. Bei umfangreicher Pflegebedürftigkeit kann ein Umzug in die dazugehörige Pflegeeinrichtung ermöglicht werden. Voraussetzung: Es steht dort ein freies Zimmer zur Verfügung.
Wartezeiten
Der Wohnraummangel zeigt sich auch beim Wohnen mit Service / Betreuten Wohnen:
Viele Anbieter haben mehrere Jahre Wartezeit, bis eine Bewerbung zum Zuge kommt. Je größer die Wohnanlage, desto kürzer die Wartezeit.
Informieren Sie sich also jetzt schon bei den verschiedenen Anbietern. Bewerben Sie sich und fragen Sie immer mal nach, wie der aktuelle Stand ist.
Anbieter in Karlsruhe und Checkliste
Die Stadt Karlsruhe informiert in der Broschüre „Altersgerechte Wohnformen mit Service in Karlsruhe“ über Anbieter von Wohnen mit Service und über alternative Wohnformen. Sie können die Broschüre als PDF auf der Website der Stadt herunterladen (klicken Sie auf „Wohnen mit Service für die ältere Generation“, dann klappt der Text mit dem Link zum PDF auf).
Die BAGSO (Bundesarbeitsgemeinschaft der Seniorenorganisationen) hat eine Broschüre mit Informationen und einer Checkliste herausgegeben. Diese können Sie in gedruckter Version bestellen oder als PDF herunterladen.
Der Karlsruher Hausbesuch ist ein Modellprojekt der Stadt Karlsruhe. Bis Ende 2023 erhalten Karlsruher*innen ausgewählter Stadtteile zum 75., 80. oder 85. Geburtstag das Angebot eines kostenlosen Beratungsbesuchs. In der Reihe „Aktuelles vom Karlsruher Hausbesuch“ stellen wir Veranstaltungen und Angebote aus den beteiligten Stadtteilen vor sowie Informationen zu verschiedenen Themen des Alters.
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