Bericht: Besuch der agj Tagesklinik Karlsruhe bei El-dro-ST e.V. – Die Elternselbsthilfe drogengefährdeter und drogenabhängiger Söhne und Töchter für Karlsruhe und Umgebung e.V.

Das Selbsthilfebüro der Paritätischen Sozialdienste in Karlsruhe veröffentlicht für Selbsthilfegruppen und Freunde der Selbsthilfe aus dem Stadt- und Landkreis Karlsruhe folgende Mitteilung:

Am 2. Juli boten wir für unsere Gruppenteilnehmer einen Themenabend an. Hierzu luden wir Frau Morales Sabournin, die therapeutische Leiterin der Tagesklinik Durlach, zu unserem Gruppenabend ein. Frau Morales ist seit 2000 im Bereich Drogen-/Suchtberatung tätig, die Tagesklinik leitet sie seit 2016.

Mithilfe einer PowerPoint-Präsentation erläuterte uns Frau Morales die Verortung des tagesklinischen Behandlungsangebotes sowie die Aufgaben und Ziele der Tagesklinik. Interessant waren für uns die Angaben zu den Kostenträgern und dass eine Aufnahme möglich ist, wenn der Wohnort in einem Umkreis von 50 km liegt. Wir erhielten eine Vorstellung, wie das Konzept im Alltag umgesetzt wird, hierbei ging die Referentin auch auf Besonderheiten des tagesklinischen Angebots ein. Diese Therapieform eignet sich vor allem für Klienten, die bereits stabil sind und ein intaktes Wohnumfeld haben. Auch für Patienten mit komorbiden Störungen bietet die Tagesklinik mit ihren durchschnittlich 15 Plätzen gute Möglichkeiten. „Abends komme ich heim“ ist für manchen ein wichtiger Punkt.

Indikationen für eine Behandlung in der agj Tagesklinik sind der Konsum von Cannabis und/oder illegalen Substanzen. Da die Klinik ganzheitlich arbeitet, können Patienten mit einer Doppeldiagnose, also einer zusätzlichen psychiatrischen Diagnose, ebenfalls aufgenommen werden. Sucht und psychische Erkrankung werden zeitgleich behandelt! Ebenso führt ein Rückfall nicht gleich zur Entlassung, sondern mit Rückfällen wird gearbeitet. Ein Rückfall ist ein Ereignis im Prozess und gibt die Chance, Strategien und Möglichkeiten zu erarbeiten, künftige Vorfälle zu verhindern: „Alles, was ich einmal schaffe, das kann ich auch nochmal schaffen!“

In der Therapie wird der Körper als wichtige Ressource und Signalgeber verstanden. Mit dem Körper kann ich anfangen, wenn etwas noch nicht in Worte gefasst werden kann. Interessant fanden die Teilnehmer des Vortrags, dass die Klienten selbst kochen und dass auch samstags ein Freizeitangebot stattfindet, an dem z. B. auch mal Kinder der Klienten teilnehmen können.

Wichtig ist die Vernetzung mit anderen Angeboten der Suchthilfe. So kann es zu einem Wechsel zwischen stationärer Rehaeinrichtung und der Tagesklinik kommen, eine Nachsorge an anderen Plätzen ist durchführbar sowie die Reintegration in den Arbeitsmarkt. Kriseninterventionen nach Beendigung der Rehamaßnahme sind ebenfalls möglich. Der Kontakt zu einer Selbsthilfegruppe wird von der Klinik befürwortet und unterstützt.

Im Nachgespräch der Präsentation hörten die Teilnehmer noch einige prägnante Sätze, die aufhorchen ließen:

  • Meine Freiheit hört dort auf, wo die des anderen anfängt.
  • Ich bin nicht schuld an meiner Erkrankung, aber ich bin verantwortlich für meine Genesung.
  • Weil ich (sucht)krank bin, muss ich mich selbstverantwortlich verhalten.
  • Selbstbestimmung ist ein hohes Gut.

Mit auf den Weg gab uns die Referentin, wie wichtig Wertschätzung und Begegnung auf Augenhöhe sind, für uns Eltern, aber auch insbesondere für unsere Kinder!

Zum Schluss erwähnte Frau Morales noch einen Termin am 4.12.2024. An diesem Tag wird die agj Tagesklinik einen Fachtag zum Thema „Konsum im Wandel“ veranstalten und den Termin haben wir uns gleich fest in den Kalender eingetragen.

Wir bedanken uns herzlich bei Frau Morales für diesen herausragenden und informativen Austausch.

EL-dro-ST Team


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